Im historischen Rathaus besteht Sanierungsbedarf

In den kommenden Monaten wird das geräumte 3. OG und der Dachboden untersucht und Planungen erstellt. 2026 soll die Sanierung des Rathauses starten.

Historisches Rathaus, (c) Thomas Kottal

Die Mitarbeitenden sind mit Sack und Pack ausgezogen, die Büros verwaist - so stellte sich die Situation vor einigen Monaten im 3. Obergeschoss des historischen Rathauses dar. Weg frei für den Rückbau! Wandverkleidungen, Zwischendecken, Trennwände, Technik - alles, was in den vergangenen Jahrzehnten eingebaut wurde, wurde entfernt. Nachdem der historische Kern inklusive Dachgebälkkonstruktion freigelegt ist, kann nun der IST-Zustand untersucht werden und je nach Schadensbild und Sanierungsaufwand die Planungen für die künftige Nutzung starten.

Im Zuge der Entkernung wurde auch offenbar, dass während früherer Umbauarbeiten - wie etwa dem Anbau von Dachgauben - Tragbalken gekappt wurden. Inwieweit die Statik gelitten hat, wird nun im Detail untersucht. Gemeinsam mit mit den Fachplanern und in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Karlsruhe wird das städtische Gebäudemanagement in den kommenden Monaten verschiedene Nutzungsmöglichkeiten entwickeln und dabei auch die Gesamtentwicklung des Verwaltungskomplexes am Marktplatz - historisches Rathaus und Verwaltungsbau - im Blick haben. Schließlich sollen und müssen beide Gebäude saniert und für zeitgemäße Nutzungen schrittweise fit gemacht werden.

Los gehen soll es im kommenden Jahr, sobald die Untersuchungen und Planungen abgeschlossen und Entscheidungen gefallen sind. Ziel: 2027 soll das Rathaus wieder nutzbar und für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Details und auch die Höhe der Kosten sind bislang nicht abschließend geklärt bzw. abhängig von den Ergebnissen. Auf jeden Fall befindet sich die Maßnahme im Sanierungsgebiet Innenstadt, d.h. Zuschüsse des Landes unterstützen die Stadt bei der Mammutaufgabe.

Baustellenbegehung mit OB Stipp, L. Eidenpentz und K. Reinmuth, (c) Stadt Mosbach

Wermutstropfen der aktuellen Arbeiten: Der Rathausturm ist in dieser Zeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da der Zugang zum Turm mitten im Baustellenbereich liegt.

Dachgeschoss des Rathauses, (c) Stadt Mosbach
Gauben im 3.OG, (c) Stadt Mosbach

Hintergrund:
Das im Renaissancestil errichtete Rathaus entstand in den Jahren 1558/59 anstelle der aus dem 13. Jahrhundert stammenden kleinen Cäcilienkirche. Diese wurde nach Einführung der Reformation in Mosbach von Kurfürst Otto Heinrich zum Abriss freigegeben.
 
Der dreischiffige Bau beherbergte im Erdgeschoss Markthallen, was noch heute an den Bogenschaufenstern erkennbar ist. Im 1. Obergeschoss befand sich der Bürgersaal, die kleine Ratsstube, das Archiv und die Ratsküche. Das 2. Obergeschoss enthielt eine große Stube, eine Rüstkammer und einen Tanzsaal, die Speicherräume ab dem 3. Obergeschoss dienten als Kornkammer. 
 
Der 34 Meter Turm hohe besitzt im Erdgeschoss noch einen gotischen Altarraum der ehemaligen Nikolaus-Kapelle, im oberen Teil eine Glockenstube mit drei Glocken, von denen eine aus dem Jahre 1458 und damit von der ehemaligen Cäcilienkirche stammt. Darüber liegen die ehemaligen Türmerräume, in denen bis 1909 ein Türmer über die Stadt wachte und nach Bränden Ausschau hielt.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden im Rathaus neben Büroräumen für die Verwaltung auch Rathaussaal, Bürgersaal, Trauzimmer, Archiv und Besprechungsräume intensiv genutzt. Zahllose Sitzungen, Empfänge, Ausstellungen und Festivitäten haben das "Kulturgut höchster Güte" belebt. Dieses fit für kommende Generationen zu machen, ist nun Aufgabe von Verwaltung und Gemeinderat.