Führende Wissenschaftler sprechen in Mälzerei

Führende Wissenschaftler sprechen bei der Verleihung des ersten Wissenschaftspreises am 14.7.2023 in der Alten Mälzerei. Die Bevölkerung ist hierzu eingeladen.

Portraits der Vortragenden, (c) HGBS

Neben dem Stifter, Dr. Hans Günter Preis, und dem Preisträger, Prof. Dr. Tobis Ide, sprechen am Freitag, dem 14.7.2023 (Pressemitteilung hierzu), bei der Premiere der Verleihung des ersten Wissenschaftspreises der Mosbacher Hans-Günter-Brauch Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän zwei renommierte  Sozialwissenschaftler von der Universität Hamburg, der Physiker und Geograph, Prof. Dr. Jürgen Scheffran und der Ökonom, Prof. Dr. Michael Brzoska, der die Laudatio übernimmt.
Der Stifter und Mosbacher Friedensökologe, Dr. Hans Günter Brauch, führt selbst in das Thema des ersten internationalen Forschungswettbewerbs zum Thema „Klimawandel und Konflikte“ ein und skizziert die internationale Forschung und die globale politische Diskussion hierzu von 1988-2023, an der er als Politikwissenschaftler, Gutachter, Autor und Buchherausgeber beteiligt war. Im Jahr 2001 erhielt Ecologic (Berlin) und AFES-PRESS e.V. (Mosbach) einen Forschungsauftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) zum Thema: Klimawandel und Konflikte: Verursacht der Klimawandel Konfliktpotentiale? Wie kann der internationale Klimaschutzprozess hierauf reagieren? Der erste Teil des BMU-Berichts dokumentiert eine Sonderveranstaltung auf der 10. Tagung der Nebenorgane der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) am 10.6.2002 in Bonn, die das BMU in Kooperation mit Finnland, Großbritannien und Mexiko veranstaltete. Der 2. Hauptteil ist eine Studie von Hans Günter Brauch (AFES-PRESS) über den aktuellen Kenntnisstand der Zusammenhänge von Klimawandel, Umweltstress, die vertieft auf die Situation der kleinen Inselstaaten, Mexikos, Bangladesh, Ägyptens und des Mittelmeerraums einging.Dr. Brauch gibt einen knappen Überblick über die Entwicklung der internationalen politischen Diskussion seit 2001 bis zum Juni 2023, als in seiner englischsprachigen Buchreihe zum Anthropozän: Politik – Ökonomie – Gesellschaft und Wissenschaft der von ihm betreute Band 33 von Judith Hardt und vier Kollegen aus Großbritannien, Frankreich und Südafrika erschien. Dieser englische Sammelband zum Thema Klimasicherheit im Anthropozän dokumentiert die Ansätze der 15 Mitgliedstaaten des Weltsicherheitsrates während der letzten deutschen Präsidentschaft im Juli 2020.
Prof. Dr. Jürgen Scheffran ist Professor für Integrative Geographie am Institut für Geographie der Universität Hamburg und Leiter der Forschungsgruppe Klimawandel und Sicherheit (CLISEC) am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg. Scheffran promovierte 1989 an der Universität Marburg mit dem Thema Strategische Abwehr, Abrüstung und Stabilität. Von 2001 bis 2004 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Im Jahr 2003 nahm er eine Gastprofessur an der Pariser Sorbonne wahr. Von 2004 bis 2009 übernahm er Forschungs- und Lehraufgaben als Hochschullehrer an der Universität von Illinois in den USA. Seit August 2009 ist er Professor für Klimawandel und Sicherheit im Fachbereich Geographie der Universität Hamburg. Scheffran untersucht, welche gesellschaftlichen Konflikte die Klimaverschiebung auslöst: Konfliktsituationen um knappe Ressourcen, Verteuerung von Energie und Lebensmitteln, Wassermangel, Verlust von fruchtbarem Land durch Überschwemmungen. Er hat für die Vereinten Nationen, das Büro für Technikfolgen-abschätzung des Deutschen Bundestages, für das Deutsche Komitee für Nachhaltigkeits-forschung (DKN) und die Fachkommission Fluchtursachen der Deutschen Bundesregierung gearbeitet. In Mosbach spricht er zum Thema „Komplexe Krisen im Anthropozän: Von Klimakonflikten zur nachhaltigen Friedensschaffung“.
Prof. Dr. Michael Brzoska, ist Professor im Ruhestand und ehemaliger Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik und Friedensforschung an der Univ. Hamburg (ISFH), das er vom  Februar 2006 bis September 2016 als Wissenschaftlicher Direktor leitete. Davor war er Forschungsleiter und stellvertretender Direktor am Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC), Hochschulassistent im Institut für Politische Wissenschaft der Universität Hamburg und Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter im Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI), Schweden. Zwischen 2008 und 2015 war er Vorsitzender des Stiftungsrats der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Er ist Mitglied der Hamburgischen Akademie der Wissenschaften und Associate Senior Fellow des SIPRI. Er studierte Volkswirtschaftslehre und politische Wissenschaften in Hamburg und Fribourg (Schweiz). In seiner Promotion widmete er sich der deutschen Rüstungsexportpolitik. Er habilitierte mit Arbeiten zur „Militarisierung der Dritten Welt“. Sein laufendes Vorhaben behandelt die Zusammenhänge von Extremwetterkatastrophen und Gewaltkonflikten. Vorrangiges Ziel ist das bessere Verständnis von Strukturbedingungen und Mechanismen, die friedens- und sicherheitsrelevante Auswirkungen von Extremwetterereignissen beeinflussen. Dieses Projekt erforscht, unter welchen Bedingungen sich die Betroffenen kooperativ oder konfrontativ verhalten, zudem wird das Verhalten nationaler und internationaler Akteure untersucht. Michael Brzoska arbeitet und publiziert zu einer Reihe von Forschungsfeldern, einschließlich Europäischer Außen- und Sicherheitspolitik, internationalen Waffenembargos, konventionelle Rüstungskontrolle sowie Rüstungsproduktion und -handel.
Prof. Dr. Tobias Ide hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten mit Prof. Scheffran und Prof. Brzoska veröffentlicht. Er ist Privatdozent am Institut für Internationale Beziehungen der Technischen Hochschule in Braunschweig. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in den Bereichen Friedens- und Konfliktforschung, Klimawandel, Umweltpolitik, Migration, Sicherheitspolitik, politische Ökonomie und sozialwissenschaftliche Methoden.Tobias Ide ist Dozent an der Murdoch Universität in Perth und besonders ernannter Professor an der Universität von Hiroshima. Er ist ein Direktor der Gesellschaft für ökologische Friedensförderung. Tobias Ide promovierte 2015 an der Universität Hamburg zum Zusammenhang von Klimawandel und gewaltsamen Konflikten. Seine 2019 an der TU Braunschweig angenommene Habilitationsschrift analysiert die Rolle von Umweltaspekten in Prozessen der Friedensföderung. Er war Gastwissenschaftler an der Universität Melbourne, der Hebräischen Universität Jerusalem und der American University in Washington DC. Er erhält den ersten internationalen Wissenschaftspreis der HGB-Stiftung in Mosbach mit einem Preisgeld von 3000 € für sein Buch Katastrophen, Konfrontationen und Zwänge - Wie Katastrophen die Dynamik bewaffneter Konflikte prägen, das im Juni 2023 in dem renommierten Wissenschaftsverlag des Massachusetts Instituts für Technologie (MIT) in Cambridge, Massachusetts in den USA.Der erste internationale Wissenschaftspreis wird am Freitag, dem 14. Juli um 19 Uhr im Großen Saal der Alten Mälzerei in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Stadt Mosbach vergeben, bei der der Mosbacher Stifter, der Preisträger und die beiden Professoren an der Universität Hamburg, Prof. Dr. Jürgen Scheffran und Prof. Dr. Michael Brzoska, sprechen werden. Die Teilnahme ist öffentlich und ohne Anmeldung und Eintritt möglich. Zuvor werden von 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr bei der zweiten Verleihung der Schülerpreise an vier Gymnasien im Landkreis ein Exzellenzpreis an den Mosbacher Dokumentarfilmer Christian Seibold, 15 weitere Schülerpreise und erstmals der Ursula Oswald Preis für Schulmusik für Frieden, Nachhaltigkeit und Ökologie an das Auguste Pattberg-Gymnasium (APG) in Mosbach-Neckarelz  vergeben. Die Namensgeberin dieses Preises, Prof. Dr. Úrsula Oswald Spring, wurde in Rorschach geboren. 1973 wurde sie zu einem Forschungsaufenthalt nach Mexiko eingeladen, wo sie seitdem  lebt und arbeitet. 1978 wurde sie an der Universität Zürich im Fach Ökologie promoviert. 1992 wurde sie vom mexikanischen Staatspräsidenten als erste Ombudsfrau Mexikos für Umweltfragen ernannt und von 1994-1998 war sie als unabhängige Expertin erste Umweltministerin im Bundesstaat Morelos. In Durban (Südafrika) wurde sie 1998 auf der Konferenz des Weltverbandes der Friedensforschung (IPRA) zur Präsidentin (1998-2000) und 2016 in Freetown (Sierra Leone) zur IPRA-Generalsekretärin (2016-2018) gewählt. Seit 2005 ist Frau Oswald Spring Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates des gemeinnützigen internationalen wissenschaftlichen Vereins der AG Friedensforschung und Europäische Sicherheitspolitik (AFES-PRESS) in Mosbach. Sie folgte in dieser Position der britischen Nobelpreisträgerin für Chemie, Prof. Dr. Dorothy Crowfoot Hodgkin (1910-1994), Mosbachs Oberbürgermeister Fritz Raff (1948-2011) und dem amerikanischen Botschafter Jonathan Dean (1991-2005). Frau Oswald Spring gehört seit 2017 dem Vorstand von AFES-PRESS e.V. an und ist seit Mai  2020 Vorstandsmitglied der Hans Günter Brauch Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän (HGB-Stiftung) und Co-Vorsitzende der Jury des Wissenschaftspreises.